Der Käfer stellte sich um

In Mitteleuropa genügt das morsche Holz nicht, denn es schützt die Engerlinge nicht vor den tiefen Wintertemperaturen.

Nashornkäfer
Nur die Herren tragen ein Nasenhorn. Die Weibchen müssen sich mit einem kaum sichtbaren Höcker begnügen. Sie sehen's oben, wo sich solch ein Käferpaar dem Fotografen stellte.
Insekten

Dennoch war der Nashornkäfer bei uns heimisch und im vorvorigen Jahrhundert nachweislich gar nicht selten: Die Engerlinge entwickelten sich in den Eichenlohe-Haufen der Gerbereien. Darin herrschten durch die Gärungs- und Fäulnisprozesse auch im Winter höhere Temperaturen, so dass die Engerlinge in ihrer mehrjährigen Entwicklung auch die Kälteperioden überstanden.

Zu Anfang des neuen Jahrhunderts wurden aber in den Gerbereien zunehmend Chemikalien verwendet. Außerdem verschwanden die kleinen ländlichen Betriebe. Die Nashornkäfer fanden keine Entwicklungsmöglichkeit mehr. Diese imposante heimische Käferart ging bei uns immer mehr zurück, wurde zur Seltenheit und stand wohl kurz vor dem Aussterben.Da ereignete sich etwas Unvorhergesehenes: Die Nashornkäfer-Weibchen legten ihre Eier nicht mehr in die vom chemischen Gift verseuchten Lohehaufen der Gerbereien, sondern suchten sich andere Plätze, an denen es für ihre Brut im Winter warm genug war. Hat ein besonders findiges Weibchen mit dieser ökologischen Umstellung begonnen? Waren es mehrere? Das vermag keiner mit Sicherheit zu sagen. Jedenfalls hat es die Art als Ganze dadurch geschafft, zu überleben. Heute findet man Nashornkäfer-Engerlinge in Mistbeeten, in Sägemehl-, Dung- und Komposthaufen - und in den Resten alter Strohhaufen, wie in Bochum.