So sehen Insekten
Die zwei Augen des Menschen - optisches Wunderwerk, Spiegel der Seele. Aber eben nur zwei. Eine Stubenfliege hat 4000 Augen, eine Libelle 25 000. Sehen sie damit mehr oder besser als wir? Das ist hier die Frage.
Hier zwei Augen und viele Millionen von Nervenzellen, dort Tausende von Augen, aber vergleichsweise wenig Sehzellen - wie arbeiten beide Systeme?
Am besten blicken wir uns zunächst selbst ins Auge, um zu sehen, wie es funktioniert. Ein brauchbares Modell für die Funktionsweise des menschlichen Auges ist der Fotoapparat. Lichtstrahlen, die von der Umgebung ausgesandt werden, sammeln sich in der Linse und werden von dort auf den Film verteilt. In dessen Schicht sind Hunderttausende von lichtempfindlichen Partikeln eingebettet. Jedes Partikelchen reagiert auf den Strahl, der ihn trifft, indem es sich - je nach der Stärke des Lichts - mehr oder weniger verfärbt. Aus der Vielzahl der unterschiedlich getönten Punkte setzt sich dann das Bild zusammen.
Das menschliche Auge funktioniert ähnlich. Auch hier werden die Lichtstrahlen in einer Linse - die gleich hinter der Pupille liegt - zusammengefaßt. Von dort werden sie auf Sehzellen verteilt. Jede einzelne der Millionen von Sehzellen reagiert nur auf einen Lichtstrahl und meldet dessen Intensität weiter. In der Dunkelkammer des Gehirns wird dann aus den Millionen von Einzeleindrücken das Bild der Umgebung zusammengesetzt.
Insektenaugen arbeiten nach dem gleichen optischen Prinzip. Aber sie haben häufig nicht nur eine einzige Linse, sondern Tausende davon. Anders gesagt: Diese Augen - die deshalb "KompIexaugen" genannt werden - setzen sich aus vielen Teilaugen zusammen. Das ist bei der Biene, der Bremse, der Fliege, der Libelle und vielen anderen Kerbtieren der Fall. Betrachtet man die hochgewölbten Augen dieser Insekten in der Vergrößerung, so erkennt man, dass sich die Augenoberfläche aus vielen sechseckigen Facetten zusammensetzt. Das sind die Linsen der "Ommatidien", wie Zoologen die Teilaugen nennen.