Bären waren eine Gefahr für Touristen
Auch beim Braunbären, der heute nur noch in Nord- und Mittelskandinavien, zu wenigen Stücken auch in den Südalpen, den Abruzzen, den Pyrenäen, Karpaten und den Mittelgebirgen des Balkans vorkommt, hat man schon Versuche zur Wiedereinbürgerung oder zur Stützung kleiner Vorkommen unternommen.
So wurden seit 1937 im Urwald von Bialowies (Polen) vier Bären aus der Sowjetunion, 1938 drei weitere Exemplare aus Finnland ausgesetzt. Von diesen Bialowieser Bären tauchten zwei bei dem 300 Kilometer entfernten ostpreußischen Schlobitten auf, wo einer erlegt wurde. Von den in Polen ausgesetzten Bären (etwa 15 Stück) war 1940 nur noch ein einziger vorhanden.
Andere Versuche, im Trentino den Bestand der wenigen Alpenbären zu verstärken, mußten aufgegeben werden, weil die aus dem Prager Zoo stammenden zahmen Jungtiere eine Gefahr für die Touristen dargestellt hätten. Auch müssen die italienischen Alpenbären, um zu überleben, immer wieder ein Schaf oder eine Ziege schlagen (der Staat bezahlt den Schaden, den ein verstärkter Tourismus ohnehin wettmacht); es lässt sich ausmalen, welche Schwierigkeit sich aus dieser Sachlage mit halbzahmen Bären ergeben hätte.
Mit dem Luchs gibt es keine Probleme
Gut scheint es indes mit dem Luchs zu gehen, der von Haus aus ein Menschenflüchter ist und daher kaum einen Anlaß zu unliebsamen Begegnungen bietet.
Die Exemplare, die im Bayerischen Wald zum Teil ausgekommen sind, zum Teil ausgesetzt wurden, haben den Anschluß an die Population jenseits der tschechischen Grenze erreicht, und bis heute ist noch kein Vorfall bekanntgeworden, der gegen diesen Wiedereinbürgerungsversuch sprechen würde. Luchse greifen auch nur im alleräußersten Notfall, wenn sie in die Enge getrieben werden, den Menschen an; aus Hunger würden sie dies niemals versuchen. Dem Wolf wäre es eher zuzutrauen. Schon früher, 1938, sind Luchse in der Romintener Heide ausgesetzt worden. 1957 wurden zwei bis drei Tiere als Standwild gemeldet, 1960 hatte sich der Luchsbestand auf zwölf Exemplare vergrößert. Da der Luchs auch die Haustiere des Menschen ungeschoren läßt, ist er eigentlich das ideale Großraubtier, das neben Dachs und Fuchs seinen Platz in unserer Wildbahn verdient.