Schwamm drüber

Badeschwamm

Wer einen echten Badeschwamm benutzt, wäscht sich mit einem Tier. Genau gesagt: Mit dessen Skelett.

Badeschwamm

Wenn die Technik Naturprodukte durch Künstliches ersetzt, kommt - das sei zugegeben - oft Brauchbares zustande. Das Naturprodukt muß man nehmen, wie es ist, während sich Kunststoffe den Wünschen anpassen lassen. So sind viele Naturprodukte, die jahrtausendelang im Gebrauch waren, verdrängt worden.

Einen natürlichen Gebrauchsgegenstand mit bewährter Vergangenheit, der sich nur schwer ersetzen läßt, haben wir im Echten Badeschwamm (Euspongia officinalis) vor uns. Seine Wertschätzung beim Gebrauch im Wasch- und Badewasser beruht auf Eigenschaften seines Skeletts. Einmal ist das Skelett dieses Meerestiers - das bis ins 18. Jahrhundert hinein dem Pflanzenbereich zugeordnet wurde - ungeheuer porös und von unzähligen Hohlräumen erfüllt. Dadurch besitzt es eine riesige innere Oberfläche. Zweitens ist das Badeschwammskelett sehr leicht und elastisch. Schließlich ist es ohne Hartteile - kratzt also nicht, sondern ist weich. So ist der Badeschwamm als ideales Hilfsmittel bei der Körperreinigung auch zu seinem Namen gekommen.

Badeschwamm

Die große innere Oberfläche und die Elastizität erlauben es, dass sich der Schwamm nach dem Zusammendrücken wieder ganz ausdehnt und große Mengen Wasser einsaugt, die er in sich behält. Der Mensch benutzt den Badeschwamm schon seit fast 4000 Jahren, wie es Vasenbilder aus Kreta zeigen. Der Gebrauch bei der Körperwaschung war sicher die erste Nutzung, blieb aber keineswegs die einzige. Badeschwämme wurden bereits im Altertum medizinisch gebraucht zum Blutstillen und Auswaschen von Wunden, zum Öffnen von Fisteln, als Atemschutzmaske bei Seuchengefahr.

Badeschwammskelette wurden auch verbrannt: der bei solcher Räucherung entstehende Joddunst hatte therapeutischen Erfolg, vor allem bei Kropfleiden. Ferner bereitete man sogenannte Schlafschwämme, indem man Badeschwämme mit pflanzlichen Drogen füllte, die beruhigten oder betäubten, wenn man sie den Kranken unter die Nase hielt.