Nur Sechsstrahlige Korallen können Riffe bilden
Die Zahl der Fangarme hilft, die Korallentiere zu unterscheiden - in "Achtstrahlige" und "Sechsstrahlige".
Achtstrahlige haben acht Scheidewände im Magen und stets acht gefiederte Tentakel. Bei den Sechsstrahligen herrscht dagegen das Sechsersystem vor: Magenscheidewände und Fangarme treten zu zwölft, zu achtzehnt oder in einer anderen Sechserzahl auf. In diese Gruppe gehören die riffbildenden Formen, aber auch die Seeanemonen, die kein Skelett besitzen.
Die Achtstrahligen Korallen bilden ebenfalls Skelette. Die aber bestehen meist aus einer hornigen Substanz mit eingestreuten Kalkkristallen. Sie können keine Riffe aufbauen.
Die wertvolle rote Edelkoralle, die im auch westlichen Mittelmeer vorkommt, ist eine der wenigen Achtstrahligen, die ein massives Kalkgerüst abscheiden. Ihr Wachstum ist aber so gering, dass dadurch nie ganze Riffe entstehen können.
Die geografische Verbreitung der Korallen und der Riffe hängt von der Temperatur, dem Licht und den im Wasser enthaltenen Schwebeteilchen ab. Einige Arten wachsen zwar in arktischen Meeren und in der Tiefsee. Riffe entstehen aber nur dort, wo die mittlere Wassertemperatur auch im Winter nicht unter zwanzig Grad sinkt. Dies ist nur in tropischen Meeren der Fall und lediglich an den Ostküsten der Kontinente. An den Westküsten liegt die Wassertemperatur durch kalte Tiefseeströmungen stets zu niedrig.
Lieferanten für Sauerstoff und Vitamine
Zwar gibt es auch vor der afrikanischen Westküste Korallen, doch die Anzahl der Arten ist im Vergleich mit der Karibischen See gering, das Wachstum krüppelhaft.
Auch dort, wo durch Flußmündungen große Mengen Schlamm ins Meer gespült werden, ist Korallenwachstum nicht möglich. Ein Beispiel dafür ist das Gebiet der Amazonasmündung an der brasilianischen Küste. Hier fehlt über eine Strecke von mehreren hundert Meilen jegliche Korallenbildung, weil die enorme Schlammfracht der Urwaldflüsse den Aufwuchs verhindert.
Die meisten Korallen brauchen für ihr Gedeihen viel Licht. Deshalb stellen sie ihr Wachstum unterhalb von etwa 40 Meter Tiefe ein. Das beruht auf einer Lebensgemeinschaft der Korallenpolypen mit einzelligen Algen, die in das Körpergewebe eingeschlossen sind; sie verleihen den Riffen die grünbraune Färbung. Tagsüber bauen die Algen unter Lichteinwirkung eine Reihe von Substanzen auf und geben dabei den für die Tiere lebensnotwendigen Sauerstoff ab.
Vermutlich liefern sie ihnen außerdem Vitamine und Hormone. Die Rohstoffe für diese Synthese erhalten sie von der Koralle geliefert: Phosphate, Stickstoffverbindungen und Kohlendioxid - lauter Abfallprodukte des tierischen Organismus. Eine Zeitlang meinte man, die Korallen würden sich überhaupt von Algen ernähren, weil man sie nie mit gefülltem Magenraum antraf und nur jene Algen entdeckte. Erst später stelle man fest, dass der überwiegende Teil der Korallen nur nachts Beute fängt - vielleicht, weil die freischwebenden Kleinstlebewesen, von denen die Polypen leben, bei Dunkelheit zur Meeresoberfläche hochwandern und so in die Zone der Korallen geraten.