Dumme Geschöpfe haben keinen Spaß am Spiel
Am nächsten Tag tauchten wir an der gleichen Stelle erneut, um den Freund von gestern vielleicht wiederzutreffen. Und tatsächlich - da saß er neben einem leeren Bombenmantel.
Wir versuchten mit ihm zu spielen. Netterweise hatte unser Freund diesmal keine Abneigung gegen uns. So, als wollte er uns regelrecht auffordern, schwamm er ein Stückchen im freien Wasser, ließ sich dann sachte auf der Hand seines Verfolgers nieder und kroch über Arme und Kopf. Dort blieb er für einen Moment sitzen, als sei er sich der guten Pose bewußt, um sich fotografieren zu lassen.
Mehrere Male wiederholten wir das Spiel des Davonschwimmens und Eingefangenwerdens. Jedesmal freuten wir uns von neuem über die gleitenden Bewegungen, die aufgeringelten Arme, die Augen und die lustigen Hauthöcker, die wir in Ruhe aus allernächster Nähe bewundern konnten.
Kraken spielen gerne auf diese Weise. Man hält sie in Zoologenkreisen für sehr intelligente Tiere. Das ist sicher richtig: Kreuzdumme Geschöpfe spielen nicht.
Mit der Intelligenz bei Tieren ist das so eine Sache. Man findet unzählige Leute, die zu jedem Eid bereit sind, ihr Hund, ihre Katze oder ihr Pferd seien intelligent. Und es gibt eine ebenso große Zahl strengdenkender Wissenschaftler, die geneigt sind, Tieren jegliche Intelligenz abzusprechen: Intelligenz sei ausschließlich Menschen vorbehalten.
Schließlich gibt es eine dritte Gruppe, die voll Überzeugung erklärt, auch Maschinen hätten Intelligenz. Was ein Computer täglich an logischen Schlüssen liefere - sei das etwa nicht intelligent? Oder ein Analysegerät, das chemische Substanzen erkennt und ihre Zusammensetzung untersucht - hat das etwa nichts mit Intelligenz zu tun?
Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, was der Brockhaus behauptet: Intelligenz sei die Fähigkeit der Auffassungsgabe, des Begreifens und Urteilens, sei geistige Anpassungsfähigkeit an neue Aufgaben. So betrachtet, kann man Tieren zumindest eine gewisse Intelligenz nicht absprechen. So betrachtet, sind auch Kraken intelligent.