Zoologisches Stichwort

Quallen

Ohrenqualle
Ohrenqualle, die man in der Ost- und in der Nordsee (aber auch an der amerikanischen Atlantikküste) finden kann

Quallen sind Hohltiere (Unterabteilung Coelenterata), aber sie bilden keine einheitliche Tiergruppe, sondern es gibt sie in verschieden artigen Formen sowohl im Stamm der Nesseltiere (Cnidaria) als auch im Stamm der Nessellosen Hohltiere (Acnidaria). Während man bei den Nessellosen Hohltieren nur harmlose Quallen findet, nämlich die Rippenquallen, umfasst der Stamm der Nesseltiere in verschiedenen Klassen, Ordnungen, Familien und Gattungen zum Teil sehr gefährliche, giftige Quallen.

Die Gefährlichkeit und Giftigkeit mancher Quallen hängt mit den Nesselkapseln zusammen, die ihnen zum Fangen, Lähmen und Töten ihrer Beutetiere dienen: Winzige, eiförmige Blasen, an deren einem Ende handschuhfingerartig ein Schlauch eingestülpt ist, der im Innern der Kapsel aufgerollt liegt. Die leiseste Berührung eines Stiftchens an der Kapsel bewirkt sofort die blitzschnelle Ausstülpung des Schlauches. Stilettartige Borsten dringen nach Berührung des Kapselstiftchens in das Beutetier ein und bahnen dem nachfolgenden Schlauch den Weg in das Tier. Ist der Schlauch in dessen Körper eingedrungen, wird durch ihn eine in der Kapsel befindliche Giftflüssigkeit, das "Nesselgift", in das Beutetier entleert, wodurch es gelähmt oder getötet wird. Nesselkapseln können nur einmal wirksam werden: danach werden sie mitsamt ihren Bildungszellen abgestoßen und durch Neubildungen ersetzt. Bei einigen Arten sind die Nesselkapseln mit so großer Durchschlagskraft ausgestattet, dass sie auch die verhältnismäßig dicke menschliche Haut zu durchstoßen vermögen.

Qualle

Man unterscheidet zwischen "Staatsquallen" und "Echten Quallen". Während es sich bei den "Echten Quallen" um Einzeltiere handelt, bestehen Staatsquallen aus vielen Tierchen. Sie sind eine Kolonie, ein Tierstock. Schematisch dargestellt, besteht eine Staatsqualle aus einem stammartigen Zentralpolypen, der oben zu einer gasgefüllten Schwimmblase erweitert ist. Diese ragt über die Wasseroberfläche hinaus. Die übrigen Tiere der Kolonie sind um den Zentralpolypen herum spiralig angeordnet: Oben sitzen Schwimmglocken, darunter Fortpflanzungsmedusen, dann folgen Fress- oder Nährpolypen, und unten sitzen Wehrpolypen. Von diesen gehen die Fangfäden aus. Die Ordnung der Staatsquallen (Siphonophora) enthält einige gefährlich giftige Quallen. Die in dieser Hinsicht bekannteste Art ist die Portugiesische Galeere (Physalia physalis).

Weitere Quallen, bei denen teilweise äußerste Vorsicht geboten ist. finden sich in der Klasse der Echten Quallen (Scyphozoa), und hier wiederum vor allem in den Ordnungen der Würfelquallen (Cubomedusae) und Fahnenquallen (Semaeostomae). Die Echten Quallen besitzen keine Sehwimmblase und sind daher nicht an die Meeresoberfläche gebunden, sondern kommen in allen Tiefen vor. Die Arten in der Ordnung der Stielquallen (Stauromedusae) sitzen fest, alle anderen Echten Quallen schwimmen frei umher.