Forstleute hingegen schätzen die Wildsau. Nicht nur, weil sie gut schmeckt. Sondern vor allem, weil sie sich im Wald nützlich macht.

Wildschwein
Huftiere

Die mächtigen Hauer der männlichen Keiler und die wesentlich kleineren Reißzähne ("Haken") der weiblichen Bachen sind nicht als Mordwaffen gedacht, wie mancher meint. Sie dienen mit dem dafür ideal geeigneten, spitz zulaufenden, kräftigen Kopf zum Aufwühlen des Bodens. Wildschweine suchen nach Pilzen, nach den Nestern von Mäusen und anderen kleinen Tieren, nach Engerlingen und ähnlichen unterirdischen Bewohnern. Aber sie wühlen auch dann, wenn ihnen oberirdisch genügend Nahrung zur Verfügung steht - etwa Bucheckern und Eicheln. Wildschweine brauchen beides, vegetarische und fleischliche Kost, und das Wühlen ist ihnen angeboren. Sie tun es auch, wenn es nicht nötig ist. Das bekommt dem Waldboden gut. Das Wildschwein ist das einzige Tier, das ihn so bearbeitet und umgräbt. Außerdem nehmen dadurch die Mäuse nicht überhand. In der Mäusejagd sind Wildschweine nicht selten erfolgreicher als Füchse, die eine halbe Nacht scharren müssen, bis sie an ein Nest kommen. So sehen es die Forstleute dem Wildschwein nach, dass es zuweilen bodenbrütende Vögel und deren Gelege frisst.

Bauern denken natürlich anders darüber. Sie pflügen ihre Äcker selbst und brauchen dazu nicht die Wildschweine. Wer einmal ein Kartoffel- oder Maisfeld gesehen hat, in dem eine Rotte Wildsauen gehaust hat (Futtermais, der noch nicht ganz reif, sondern grün und saftig ist, gilt als ihre Leibspeise), der kann den bäuerlichen Groll nachempfinden. Wenn die Landwirte wüssten, dass oft der Jäger schuld ist, wenn die Sauen in den Acker gehen, wäre ihr Zorn vermutlich noch größer.