Verkörperung herrschaftlicher Willkür
Wildschweine haben einen schlechten Ruf. Allenthalben hält man sie für weit weniger fein als andere Waldbewohner - als Rehe oder Hirsche etwa.
Sie sind schmutzig, heißt es. Sie suhlen sich im Dreck. (Stimmt. Aber Hirsche tun das genauso.) Sie sind bösartig und greifen harmlose Wanderer an. (Stimmt nicht. Würde das so pauschal zutreffen, gäbe es angesichts der stattlichen Wildschweinbestände längst keine Wanderer mehr.) Sie sind dumm und stumpfsinnig. (Im Gegenteil - sie sind wohl die "klügsten" Tiere unserer Wälder.)
Wenn die Vorurteile falsch sind - woher dann der schlechte Ruf der Wildschweine?
Das hat historische Gründe. Wenn die Tiere überhand nehmen oder aus anderen Gründen im Wald nicht genügend Futter finden, plündern sie die angrenzenden Äcker. Dabei können sie großen Schaden anrichten. In der Zeit der Feudalherrschaft, da manchem Duodezfürsten die Jagd über alles ging und auf das Vergrämen von jagdbarem Wild hohe Strafen standen, mussten die kleinen Bauern Übles erdulden. Die Wildschweine ruinierten ihre Pflanzungen, aber der Ersatz für Wildschaden wurde erst sehr viel später erfunden. So galten die Wildschweine zu jener Zeit als die Verkörperung herrschaftlicher Willkür. Sie zogen ganz unschuldig einen Hass auf sich, der ihnen noch heute anhängt.