Große Liebe zum selbstgesponnenen Kokon
Ich habe schon mehrere Taranteln, die begattet waren, im Terrarium gehalten, und immer habe ich die Damen entweder ohne oder aber schon mit fertigem Kokon angetroffen.
Es ist purer Zufall, dass man dazukommt, wenn eine Tarantel ihren Kokon baut. Ich glaube, es gibt von diesem Vorgang auf der ganzen Welt nicht viele Fotos; er findet ja in der Höhle oder unter einem Stein statt. Nur einmal hatte ich Glück - bei einer Lycosa narbonnensis, die mir mein Sohn vom Campingplatz der südfranzösischen Stadt Gordes mitgebracht hatte. Die Taranteln waren dort häufig, und der Filius hatte jede Auswahl, mir eine große mitzubringen. (Nie hat man davon gehört, dass auf diesem Campingplatz jemand von einer Tarantel gebissen worden wäre!) Diese Lycosa narbonnensis (dieselbe Art, mit der auch Fahre experimentiert hat) führte mir im Terrarium vor, wie das mit dem Kokonbau vor sich geht. Sie erregte meine Neugier, als sie in ihrer Steinhöhle, in die ich hineinsehen konnte, mit dem Hinterleib ohne Unterlaß hin- und hergeigte.
Sie webte aus grober Seide (deshalb sind die Tarantelmütter auch so besonders dick!) eine Unterlage auf den Boden eine Art Windel oder Fußmatte, die wohl dazu dienen soll, Schmutz vom späteren Kokon abzuhalten und auch das Ablösen des Kokons von der Unterlage zu erleichtern. Auf die Unterlage webte sie nun eine runde, leicht nach innen gewölbte Platte, das Unterteil des künftigen Kokons. Da hinein legte sie einen Haufen Eier, immer eins aufs andere, bis eine Art Kugel entstanden war. Und nun arbeitete sie an ihrem Kokon weiter, wie wir früher in der Schule im Werkunterricht Aufbaukeramik betrieben haben: Wir legten Tonwürste aufeinander, wenn wir eine Schale machen wollten. Die Lycosa machte dasselbe mit Spinnseide. Zum Schluß muß das weiße, runde Ding mit Beinen und Kiefertastern vorsichtig von der Unterlage abgelöst werden. Uff! Das wäre geschafft - und die nun schlaffe und schlanke Tarantelin ist es ebenfalls. An diesem Tag tut sie nichts mehr. Sie bleibt sitzen und nimmt nur ihren Kokon in Gewahrsam.