Mama traut Papa nicht über den Weg
Alle Katzen mögen es warm. Irgendwo in der Sonne zu liegen und scheinbar zu dösen ist ihnen ein Hochgenuss.
In den Wäldern lieben sie die Lichtungen; sie haben sich eigentlich erst dann wieder kräftig vermehrt, als nach Ende des Zweiten Weltkrieges viele, zum Teil brutale Holzeinschläge erfolgt sind. Aber nicht nur zum Sonnenbad sind die Lichtungen da - hier leben auch die Beutetiere der Wildkatze: Erdmaus, Rötel- und Waldmaus. Seit man die Hauptnahrung der Felis sylvestris genauer kennt, fällt es den Jägern leicht, den Gewehrhahnfinger nicht auf die Wildkatze krumm zu machen. Zwar nimmt die Bodenjägerin alles Kleinzeug, das sie kriegen kann (so auch Fischchen, die sie mit der Pfote aus dem Wasser patscht, ohne sich nass zu machen), aber sie ist vor allem eine hochprozentige Mäusefängerin. An größeres Wild geht sie (kranke Jungtiere ausgenommen) im allgemeinen nicht. Sie wiegt selbst nur 4 kg (Katzen) bis 5 kg (Kater) und nicht, wie manchmal angegeben, bis zu zehn Kilogramm. Man kann sich eine gut genährte Wildkatze - im Winter leidet sie Hunger wegen der Schwierigkeit, an Mäuse zu kommen - etwa so groß vorstellen wie einen kastrierten Hauskater. Untersuchungen an 139 Wildkatzen, die der berühmte Wildkatzen-Professor B. Conde (Nancy) durchgeführt hat, ergaben als Hauptbeute die Feldmaus (Microtus arvalis) zu 96 Prozent; der Rest waren Bisamratten, Spitzmäuse, Siebenschläfer und andere Schlafmäuse, dann Kriechtiere und schließlich wenige Fische. Vögel sind Ausnahmenahrung, denn die Wildkatze erreicht sie meist nur zur Brutzeit.
In Westeuropa ist die Wildkatze noch im nördlichen Schottland und in Teilen Spaniens sowie im Osten Frankreichs anzutreffen. Geschätzte 2000 Wildkatzen leben in den deutschen Mittelgebirgen. Im Schwarzwald wurden die Tiere gesichtet und im Thüringer Wald - speziell im Nationalpark Hainich - gibt es ebenfalls Bestände.