Stielauge
Sie haben acht Laufbeine und zwei Scherenbeine. Viele laufen seitwärts schneller als nach vorne. Ihre Augen sind zum Einklappen eingerichtet. Bei manchen Krabben sitzen sie sogar auf Stielen.
Der Fischer nennt sie "Dwarslöper". Das heißt "Querläufer", und besser kann man die Fortbewegungsweise der Strandkrabben (Carcinus maenas) nicht charakterisieren. Sie haben vier Laufbeinpaare, mit denen sie quer zur Längsachse ihres Körpers mit oft verblüffender Geschwindigkeit dahinsausen. Manche Krabben benutzen dazu nur drei Laufbeinpaare; das vierte ist dann wie etwa bei den Porzellankrabben - recht klein ausgefallen und wird auf den Rücken geschlagen. Vor den Laufbeineii sitzt ein weiteres, Scheren tragendes Beinpaar. So kommt jede Krabbe auf fünf Beinpaare: sie gilt als "Zehnfußkrebs" (Decapoda).
Das Bauprinzip der Krabbe ist die Scheibe. So etwas ist nicht ganz neu. Die Konstrukteure von utopischen Raumschiffen oder auch von Aussichts-Restaurants haben die funktionellen Vorteile der Scheibe längst erkannt. Der Diskus der Sportler, die Scheibenform mancher Fische oder Insekten, ja selbst bestimmte Einzellerskelette beweisen den Nutzen dieser Form. Eine Scheibe gibt Aktionsmöglichkeit ringsum und ist sehr stabil. In der einen Ebene bietet sie geringeren Formwiderstand, in der anderen - senkrecht dazu - dagegen hohen. Das ist das Bauprinzip der scheibenförmigen Flugkörper. Scheibenförmige Fische wie Flunder und Rochen schwimmen ausgezeichnet. Die Schwimmkrabbe Portunus holsatus, deren Extremitäten zu flachen Paddeln umgestaltet sind, nutzt das Scheibenprinzip als eine Art von Unterwasser-Flugkörper.
Krabben, die in der Brandungszone wohnen, werden durch ihren Kalkpanzer und vor allem durch dessen Form vor der Gewalt der Brecher geschützt. Kurz: Die Scheibe ist die Form der Krabbe, und sie bewährt sich. Vorn sitzen die Scheren, an den Seiten die Laufbeine. Die Augen werden - wie bei schnellen Autos - bei Bedarf auf- oder niedergeklappt. Versenkt liegen sie völlig geschützt im Niveau der Scheibenebene. Der Hinterleib ist bei den Krabben klein und flach, nach vorn unter den Vorderkörper geklappt; er liegt der Scheibe dicht an.
Eine Eigenart vieler Krabben: Sie wühlen sich blitzschnell in den Schlamm, wenn sie Bedrohung wittern. Krabben der Felszonen suchen die natürlichen Löcher im verwitterten Gestein auf. Unter Wasser stellen ihnen Kraken und manche Fische nach, am Ufer im Seichten sind es Reiher, Möwen und Brachvögel, die Appetit auf Krabben haben. Da nützt eine ausgefeilte Grabetechnik viel. Die Buddeltätigkeit einer besonders eifrigen Krabbe ist von nicht unerheblichem Schaden für den wirtschaftlich denkenden Menschen: Die Chinesische Wollhandkrabbe (Eriocheir sinensis), aus Asien zu Anfang dieses Jahrhunderts eingeschleppt, ist in die Flußmündungen Norddeutschlands vorgedrungen und zerstört dort mit ihrer Wühltätigkeit Deiche und Uferbefestigungen. Bei ihr ist das Wühlen keine Flucht vor Gefahr mehr, sondern Lebensinhalt.