Der Fuchs und die Tollwut
Nach diesem freundlichen Intermezzo wird es nun jedoch ernst. Es lässt sich - auch unter Fuchsfreunden - nicht mehr hinausschieben, dass wir über die Tollwut sprechen.
Hier ist Feuilleton nicht mehr am Platze. Es geht um die Frage, mit welchen - menschlichen Methoden man sich davor schützen darf, vom Fuchs direkt oder durch Zwischenträger mit dieser entsetzlichen Plage infiziert zu werden. Die Tollwut, eine bei Mensch und Tier auftretende Krankheit, verläuft - unbehandelt - in jedem Fall tödlich. Es ist noch keine natürliche Immunisierung beobachtet worden. Diese Seuche, inzwischen durch großangelegte großangelegte Impfaktionen für Füchse im mitteleuropäischen Raum stark eingedämmt wurde, nahm Mitte der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts ihren Ausgang im europäischen Osten. Mit einer Geschwindigkeit von 25 bis 50 Kilometern im Jahr breitete sie sich nach Westen aus, überflutete die DDR und die Bundesrepublik, erreichte 1964 Dänemark und später Belgien, Luxemburg, Österreich, die Schweiz, Frankreich und auch die Niederlande.
Den Tollwuttyp, der uns hier zu schaffen macht, nennt man den "silvatischen Typ", weil er in der Hauptsache von Wildtieren getragen und verbreitet wird, im Gegensatz zu der "urbanen" Tollwut, die unsere Haustiere betrifft. Alle Computeranalysen wie auch gründliche Feld- und Laboruntersuchungen im Rahmen eines Forschungsprogramms der Weltgesundheitsorganisation haben leider eindeutig ergeben, dass der Rotfuchs der nahezu alleinige Überträger der silvatischen Tollwut in Europa ist. Es ist ein seltenes Ereignis, wenn einmal ein anderes tollwutkrankes Wild als der Fuchs eingeliefert wird. Es hat eine Zeitlang gedauert, bis tierfreundliche Menschen, die dem Fuchs ihre Zuneigung geschenkt haben, anerkennen mußten, dass man auch nicht die Mäuse, die Hauptnahrung Reinekes, als Tollwutüberträger von größerer Bedeutung haftbar machen kann. Zwar sind Statistiken manchmal eine fragwürdige Sache, vor allem, wenn großes Zahlenmaterial fehlt, doch gibt es derzeit keine Untersuchung, die beweisen könnte, dass Kleinnager bei der Tollwutverbreitung eine wesentliche Rolle spielen. Es scheint, dass sich der Fuchs hauptsächlich an seinesgleichen infiziert.