Die ersten zwanzig Jahre kosten sie nur Geld
Die Züchtung von Arbeitselefanten ist in Gefangenschaft nie intensiv betrieben worden. Zehn Jahre warten, bis er anfängt, Reisig zum Lagerfeuer zu tragen - das ist zu lang, zu teuer.
Fangen und Zähmen wilder Elefanten war billiger. Das erfolgreichste Verfahren war, eine Herde einzukreisen, sie in die Umzäunung zu treiben und die Tiere dann, sicher angekettet, durch Hunger und Durst zu schwächen, sie mit scharfen Kommandos und gütlichem Zureden gefügig zu machen. Das dauerte ein paar Wochen. Und es wäre nicht möglich gewesen ohne die Mithilfe zahmer Elefanten. Wieder waren es listige ältere Weibchen, die, dem Menschen gehorsam, ihn unterstützten, ihre noch wilden Artgenossen zu bändigen. Ein Arbeitselefant arbeitet in Thailand von Mitte Juni bis Mitte/Ende Februar an rund hundertzwanzig Tagen und höchstens acht Stunden pro Tag, also etwa tausend Arbeitsstunden im Jahr. Er schafft in dieser Zeit hundert Tonnen Holz vom Strunk durch unwegsames Gelände zum Wasser, das die Stämme flussabwärts schwemmt.
Man müsste mit ihnen reden können: mit den Oozies. Man müsste die Zeit haben, dass sie ihre Scheu ablegen, dass sie von "ihrem" Elefanten sprechen, von seinen Launen und kleinen Bosheiten. Foppereien sogar, von seinen Fertigkeiten, seiner Intelligenz; dass sie ihre Anhänglichkeit an "ihren" Elefanten offenlegen und die Anhänglichkeit des Elefanten an sie.
Jedes Tier hat seinen Namen (aber der Oozie ruft sein Tier nie so wie einen Hund beispielsweise - der Elefant kennt seinen Namen also selber gar nicht). Allen männlichen Namen geht ein "Phlai" voraus (zum Beispiel Phlai Mongkhol), allen weiblichen ein "Phang" (beispielsweise Phang Paen). Ein vollausgebildeter Elefant muss zwei Dutzend Kommandos verstehen und darauf reagieren. Zum Beispiel auf "Hab" einen Vorderlauf abwinkein. Dass eine "Treppe" entsteht, über der der Oozie auf- oder absteigen kann. "Morb" ist das Kommando für "Niederknien". "Doon" für "Drücken". Für "Los!" gibt es kein Kommando: wenn der Oozie die Füße hinter die Ohren des Elefanten schiebt, heißt das "Los!" - mit knapp zehn Stundenkilometern im Passgang. Elefanten können nicht galoppieren.
Aber sie haben den Thais Kriege gewonnen, Könige gerettet. Sie waren, 1916 noch, das Wappentier des alten Siam und auf Münzen geprägt. Sie hüten, Stein geworden, Tempel. Buddha schließlich war in einem früheren Leben Elefant, einer mit sechs Stoßzähnen. Und als er, der "Boddhisattva", nach Tausenden von früheren Existenzen zum letztenmal auf die Erde kam, um sich in der Familie eines Königs der Shakyas zu inkarnieren, da sah ihn vorher die Königin im Traum in ihren Schoß herabsteigen - in der Gestalt eines schönen kleinen und weißen Elefanten.
Heute gibt es für die Arbeitselefanten (außer als Reittiere im Tourismus) kaum noch etwas zu tun. Das ist ein großes Problem für die Besitzer, denn ein Elefant braucht ein Unmenge Futter - ob er arbeitet oder nicht.