Empfindsame Dickhäuter

Chieng Mai in Thailand - you know? Verlass die Stadt, und der ungefähre Weg ist: geradeaus. Richtung China. Hinter dem Dorf Mae Rim dann linksab. Da wird der Weg bald unsicher, verläuft sich im Wald. Diese Wälder: fangen nirgendwo an und hören nirgendwo auf. Und irgendwo . . .

Elefanten
Elefant

Irgendwo verstecken sich die Elefanten.

Nicht nur die Elefanten. Es verstecken sich hier noch ganz andere.

Schwarze Panther. Königskobras und so?

Die auch, aber die nicht allein.

Sondern?

Kleine braune Menschen. Vorsichtige Menschen. Sind keine Thai und keine Chinesen. Es sind Wilde. Sie schießen Giftpfeile und züchten schwarze Schweine, graben Süßkartoffeln und ernten auch ein bisschen Schlafmohn, kochen Opium daraus.

Und was, wenn die uns hier zufällig übern Weg laufen? Oder wir ihnen?

Das wäre kein Zufall. Die beobachten uns doch schon die ganze Zeit!

Sind die . . . diese Wilden, sind die . . . ich meine . . .

Gefährlich? Nein, eigentlich nicht. Das heißt: man kann natürlich nie wissen . . .

So tappst und stolperst du stundenlang durch den Wald. Ein Urwald aus Teakholz. Dunkel, feucht und verfilzt. Es braucht da einer keine ängstliche Natur zu sein, aber so allmählich . . .

Und da sahen wir sie. Von einer Höhe herab überblickten wir das Lager und den Fluss und - die Elefanten. Zwei Dutzend dunkle Kolosse. Die stapelten und rollten Teakstämme mit dickleibiger Langsamkeit. Zwei Baby-Elefanten spielten zwischen ihnen. Die Treiber hockten den Jumbos im Genick und redeten in die großen Ohren hinein. Und Ketten rasselten. Stämme polterten . . .

Elefanten sind die größten lebenden Landsäugetiere, die letzten Vertreter der Rüsseltiere, die im Tertiär ihre größte Verbreitung hatten: Überlebende einer längst (gut und gern sieben Millionen Jahre) vergangenen Epoche. Kurz und gut: "lebende Fossilien". Das Ende einer langen Entwicklung der Riesen, von denen wenigstens einem - dem Mammut seinerzeit im Paläolithikum - schon der Mensch übern Weg lief.

Zwei aus dem Stamm sind schließlich übriggeblieben, zwei Arten: der Afrikanische Elefant (Loxodonta africana) und der Indische (Elephas maximus), der große und der kleine. Es gibt noch eine Reihe weiterer Unterschiede, grundsätzliche und deutliche.

Der Indische Elefant zum Beispiel hat eine stark gewölbte Stirn, kleine Ohren und einen gebuckelten Rücken, der Afrikanische eine flache Stirn, große Ohren und einen konkav durchgebogenen Rücken. Beim Indischen hat nur der Bulle Stoßzähne (und nicht einmal alle Bullen), beim Afrikanischen auch die Kuh.

Dass aber der Indische Elefant intelligent, der Afrikanische hingegen einfach dumm sei. ist eine Verleumdung, die die Menschen leichtfertig ausgestreut haben, weil sie falsch beobachteten und falsche Schlüsse zogen.