Mutter mit quakenden Führungslauten

Stockenten
Das Bild oben zeigt eine Stockente mit Küken. Stockenten sind tüchtige und schnelle Flieger (sie bringen es auf 95 Stundenkilometer!) und die Stammform fast aller unserer Hausenten.
Vögel

Im Frühjahr kann man dann Entennester finden. Meist stammen sie von Stockenten. Ich jedenfalls habe bisher fast nur Nester dieser Art entdeckt. Das liegt einfach daran, dass die Stockente ihre Nester häufig etwas abgesetzt vom Wasser baut, wo man einigermaßen trockenen Fußes hinkommt. Man findet die Nester im Gras oder anderem Uferbewuchs, aber auch in natürlichen Höhlungen - beispielsweise an Baumstümpfen - und manchmal sogar auf Kopfweiden. Tafel- und Reiherenten bauen dagegen ihre Nester nahe am Wasser oder sogar im Wasser, wenn der Bewuchs der Verlandungszone eines Sees dies zulässt.

Die Nester aller drei Entenarten sind keine Kunstgebilde. Sie werden aus Material gebaut, das der unmittelbaren Umgebung des Nistplatzes entstammt: Schilf, Binsen, Gras und Laub. Durch wiederholtes Drehen erzeugt die Ente in dem zusammengetragenen Zeug eine Mulde, in die sie nach und nach ihre Eier legt. Erst kurz vor dem letzten Ei polstert sie das Gelege mit ausgezupften Dunen.

Stockenten legen von April bis Mai, Tafel- und Reiherenten einen Monat später sieben bis zwölf Eier. Nur das Weibchen brütet. Der Erpel befindet sich zwar immer in der Nähe, er begleitet die Ente auch, wenn diese ihr Nest zweimal am Tag zur Futtersuche verlässt. Aber die Bindung des Paares lockert sich nun zusehends. Bei den Stockenten löst sich die Ehe meist noch vor dem Schlüpfen der Küken auf; bei den Tafel- und Reiherenten hält sie etwas länger.

Die Jungen sind Nestflüchter. Sie verlassen das Nest wenige Stunden nach dem Schlüpfen und können sofort schwimmen, laufen und fressen. Die Küken der Tafel- und Reiherenten können auch tauchen. Im Juni begegnet man auf unserem See beim Schwimmen häufig Stockenten mit ihren Jungen. Sie sind nicht scheu; man kann sie gut beobachten. Die Küken in ihrem schwarzbraunen Dunenkleid wirken wie schwimmende Wattebällchen; Gesichts- und Bauchgefieder sind gelblich. Besonders ausgeprägt ist der schwarze Strich, der sich beiderseits von der Schnabelwurzel über das Auge zum Hinterkopf zieht.

Krickente
Die Krickente (Anas crecca - rechts) ist unsere kleinste Schwimmente; sie wird nicht größer als ein Rebhuhn.

Obwohl die Mutter mit quakenden Führungslauten nicht spart und die Jungen ihrerseits ständig Stimmfühlungslaute von sich geben, kann es vorkommen, dass ein einzelnes Tierchen den Anschluss verliert. Meist hört es die Lautäußerungen seiner Geschwister und schwimmt glücklich auf sie zu. Wenn aber der Wind ungünstig steht und es nichts hört, wird das Junge immer unruhiger und stößt schließlich jämmerliche Fiep-Laute aus, die sich wie ein Weinen anhören. Mutter Ente reagiert auf das "Weinen des Verlassenseins", wie Forscher dieses Fiepen nennen, nur dann, wenn sich ganz wenige ihrer Kinder unmittelbar bei ihr befinden. Meist aber schwimmt sie ruhig weiter und kümmert sich nicht um das verirrte Kind. Wenn man als Schwimmer eine solche Situation erlebt, kann man den Nachzügler vorsichtig der Schar seiner Geschwister zutreiben, man rettet ihm damit wahrscheinlich das Leben.

An unserem kleinen See brüten etwa 15 Wildenten. Zu manchen Jahreszeiten sind aber wesentlich mehr da. Andererseits sieht man im Winter, wenn der See zugefroren ist, keine einzige Ente. Wildenten sind nämlich recht unstet. Sie wandern häufig. Die Erpel fliegen in gemeinsamen "Mauserzügen" weg, um nach der Balzzeit an einem sicheren Platz ihr Gefieder zu wechseln. Im Spätsommer verlassen die Jungen ihr Heimatgebiet und fliegen weit umher. Und im späten Herbst ziehen alle Enten in ihre Winterquartiere an Gewässern, die nicht zufrieren. Wenn man bedenkt, dass die Tiere bei ihren Zügen an geeignete Seen oder Teiche zwischendurch immer wieder rasten und dass sie beim Zufrieren der Seen auch während des Winters ihren Standort wechseln, dann kann man sich ein Bild von dem Hin und Her auf unseren Entengewässern machen.

Brandenten-Küken
Oben ein "Wärmehaufen" von Brandenten-Küken. Sie werden oft schon ganz jung von ihren Eltern im Stich gelassen, wenn diese, einem rätselhaften Trieb folgend, zu Tausenden aufbrechen und gemeinsam die Nordsee-Insel Knechtsand ansteuern, um dort ihr Federkleid zu wechseln.