Ursprünglich hieß er Schöpfeimer

Die Entstehung des Wortes "Albatros" ist kompliziert. Am Anfang stand das arabische Wort gattäs als Bezeichnung für eine Art Seeadler. Daraus entstand das spanische Wort alcatraz für eine Art Pelikan.

Schwarzbrauen-Albatros
Auf den Falklandinseln, in der Nähe der Südspitze von Südamerika, brüten Schwarzbrauen-Albatrosse.

Da die Araber einmal fast ganz Spanien besetzt hielten, lag der Übergang nahe; auf diesem Weg sind viele arabische Wörter in die europäischen Sprachen gedrungen. Man erkennt sie oft an dem arabischen Artikel al, mit dem sie beginnen - wie etwa Alkohol und Alchemie.

Aus dem Al-gattäs wurde also durch den Einfluss des Wortes arcaduz, das ebenfalls arabischen Ursprungs ist und "Schöpfeimer" bedeutet, der "al-catraz". Der Schöpfeimer spukt da herein, weil dem Pelikan nachgesagt wurde, dass er in seinem großen Unterschnabel Wasser transportieren könne.

Das spanische alcatraz kam über das Italienische und Französische im Jahr 1769 nach England: Mit dem Wechsel der Seeherrschaft drang das Wort in immer neue Sprachen vor. Die Engländer bezogen den Namen jedoch wieder auf einen anderen Vogel, dem sie auf ihren Weltreisen begegneten. Da sie dessen weiße Farbe auch in seinem Namen verewigt wissen wollten, änderten sie diesen in "albatros" (alba=weiß) und gaben damit dem Vogel, den wir unter diesem Wort kennen, seinen endgültigen Namen. Diese Bezeichnung wanderte dann in sämtliche andere Sprachen aus, auch wieder in das Französische, Italienische und Spanische.

Vögel

Barbaren vertrieben sie mit Schnabelhieben

Auch der zoologische Name unseres Wundervogels, Diomedea, erzählt Geschichten.

Diomedes war, wie Herkules, einer der ältesten griechischen Helden. Vor allem taucht sein Name im Homers "Ilias" auf, wo sich der Held im Kampf um Troja ziemlich rücksichtslos gebärdet. Nach dem Sieg bekommt er die Quittung. Während sein Kampfgenosse Odysseus nach langen Irrfahrten durch das Mittelmeer doch schließlich nach Hause zu seiner treuen Penelope zurückkehrt, treibt sich Diomedes, verzweifelt über die Untreue seiner Frau, mit seinen Genossen weiter auf dem Meer umher, einem Albatros gleich. Er stirbt in der Fremde und wird von Zeus in den Rang eines Gottes erhoben. Seine Gefährten werden in Albatrosse verwandelt. Auch als Tiere bleiben sie ihrem Herrn treu und umkreisen beständig den Diomedestempel auf einer kleinen Insel vor der Küste Apuliens in Unteritalien. Sie sind aber nicht nur treue Tiere, sondern auch griechische Tiere. Denn sobald ein Grieche den Tempel besucht, legen sie sich ihm zu Füßen. Wenn sich aber ein Barbar dem heiligen Ort nähert, so vertreiben sie ihn mit Schnabelhieben.

Solche Geschichten erscheinen uns heute als Legenden. Die Griechen aber glaubten wortwörtlich an die Verwandlung der Helden in Tiere. Anders ist der Zorn des Heiligen Augustinus nicht zu verstehen, der wütend über diese verwandelten Albatrosse herfällt und zu dem Schluß kommt: "Lügen, lauter Lügen!"

Immerhin wurde in diesem wichtigen dogmatischen Streit des früheren Christentums dem Albatros ein Denkmal gesetzt.