Nur das Weibchen brütet

Amseln waren die ersten Vögel, die in unserem neuen Garten brüteten. Es ist immer nur ein Pärchen, das in jedem Jahr das ganze Grundstück als seinen Lebensraum beansprucht.

Amsel

Das Männchen tut dies seinen Artgenossen durch Gesang immer wieder kund. Der Nestbau findet im April oder Mai statt. Dünne Zweige, vorjährige lange Grashalme und Wurzelfasern werden bei geschäftigem Hin- und Herfliegen zusammengetragen, verflochten und mit Erde verklebt. Die Vögel bauen ihre Nester an den verschiedensten Stellen. Man findet sie in Hecken und Gebüschen, in Laub- und Nadelbäumen, ja sogar in Mauerlöchern und auf überstehenden Dachbalken.

In das napfförmige, stabile Nest legt das Amselweibchen vier bis fünf grünliche, mit rotbraunen Flecken gesprenkelte Eier. Das Männchen beteiligt sich in der Regel nicht am Brutgeschäft, von dem das Weibchen nun etwa 14 Tage voll in Anspruch genommen wird. Nach dieser Zeit schlüpfen die Jungen. Eischalen oder Exkremente wird man jedoch in der Nähe des Nestes nie finden. Sie werden von den Eltern weggetragen, damit nichts den Nistplatz verrät.

Für das Amselpärchen beginnt nun eine harte Zeit. Die überaus gefräßigen Jungen wachsen sehr schnell. Je größer sie werden, desto mehr Futter brauchen sie. Vom Morgen bis zum Abend sieht man die Amseleltern auf dem Rasen nach Regenwürmern suchen. Manchmal fangen sie im Gras auch kleine Insekten.

Es ist mitunter spaßig, einer Amsel beim Würmerfangen zuzusehen. Der Vogel hüpft auf seinen starken Beinen zunächst aufmerksam spähend auf dem Rasen umher. Wenn er einen Wurm entdeckt hat, stößt er nicht sofort zu. Er bleibt stehen und hält den Kopf in charakteristischer Weise schief, als ob er sein Opfer mit einem Auge besser sehen könne als mit zweien.

In Wirklichkeit verhält es sich aber anders. Die Amselaugen sind ja seitlich am Kopf angeordnet. Im Gegensatz zur Eule oder auch zum Menschen überlagern sich die Blickfelder der Amselaugen nicht. Dafür überblickt der Vogel aber einen viel größeren Bildausschnitt. Mit schräggehaltenem Kopf ist die Amsel in der Lage, den ausgemachten Regenwurm im einen Auge zu behalten und mit dem anderen gleichzeitig festzustellen, ob aus irgendeiner Richtung Gefahr droht. Erst wenn das nicht der Fall ist, stößt die Amsel zu und zerrt den Wurm aus dem Boden.

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