Nachtigall-Kuriositäten

Darüber hinaus machte Plinius mancherlei kuriose Beobachtungen, die, auch wenn sie zweifelhaft sind, doch allesamt die hohe Wertschätzung der Nachtigall zeigen.

So erzählt er von Nachtigallen, die so abgerichtet waren, dass sie in Konzerten im Wechselgesang mit dem Orchester auftraten. Er berichtet, Nachtigallen sängen untereinander um die Wette, bis dem einen Partner der Atem ausgeht und er dadurch sein Leben beschließt. Die Nachtigalleneltern, sagt er, besäßen einen solchen Ehrgeiz, nur ihre musikalischsten Kinder aufzuziehen, dass sie die begabten förderten, die Versager aber tothackten. (Das könnte man als modernes menschliches Verhalten bezeichnen, reif für die Spalten der Boulevardpresse.) Dass Nachtigallen nach Plinius auch Griechisch und Lateinisch können, versteht sich am Rande.

Um die Nachtigall hat sich eine ganze Musiktheorie gerankt. Ein Philosoph behauptet, die Menschen hätten von der Nachtigall das Singen gelernt, ein anderer vermutet, die ganze Musik gehe auf die Nachahmung des Vogelgesangs zurück.

Vögel

Doch gibt es auch trivialere Meldungen aus der Geschichte der Nachtigall. Zur Zeit des Plinius kostete solch ein Vogel so viel wie ein Sklave. Eine Albino-Nachtigall - also ein weißgefiedertes Tier - wurde an eine römische Kaiserin um den Preis eines heutigen teuren Rassehundes verkauft. Wegen ihres hohen Preises wurden bei den römischen Snobs die Nachtigallen auch zu begehrten Leckerbissen. Die scharfsinnigen Griechen dagegen glaubten, der Genuss einer Nachtigall vertreibe den Schlaf, da sie ja zur nachtschlafenden Zeit singe.

Womit wir am Ende unseres Gesangs angelangt wären. Ich verabschiede mich von meinen Lesern mit einem herzlichen "Tjo tjo tjo tjo tjo tjo tjotinx!"