Zoologisches Stichwort
Nachtigallen
Als "Nachtigallen" bezeichnet man im Volksmund melodisch singende Vogelarten, wie z. B. auch den zu den Timalien (Timaliinae) gehörenden Sonnenvogel (Leiothrix lutea), der bei uns als "China-Nachtigall" bekannt ist. Verwandtschaftlich hat der Sonnenvogel aber wenig mit der eigentlichen Nachtigall (Luscinia megarhynchos) zu tun. Sie gehört zur Familie Sänger (Muscicapidae), und hier zur Unterfamilie der Drosselartigen (Turdinae). Die Nachtigall zählt zur Ordnung Sperlingsvögel (Passeriformes).
Sehr nahe verwandt mit der Nachtigall ist der Sprosser (Luscinia luscinia), dessen Verbreitung sich beispielsweise in Schleswig-Holstein mit dem der Nachtigall überschneidet. Beide Arten haben sich vermutlich durch eiszeitliche Trennung aus einer Form entwickelt.
Die Nachtigall ist in Mittel- und Südeuropa verbreitet, lebt in Südengland, Osteuropa (mit Ausnahme des Nordens), Kleinasien, Persien, Kaukasus, Transkaspien, Turkestan, Nordafrika. Sie ist dort überall ein Sommervogel, der hauptsächlich im tropischen Afrika überwintert. Der Sprosser lebt hauptsächlich im nördlichen Osteuropa und in Zentralrussland. Nach Westen geht er bis Schleswig-Holstein, Dänemark und Südschweden. Seine westliche Verbreitungsgrenze verläuft etwa an einer Linie zwischen Hamburg und dem Donaudelta. Wenn er auch gebietsweise neben der Nachtigall vorkommt, so gibt es keine Mischpopulationen. Ein Zeichen dafür, dass beide "echte Arten" sind.
Die Nachtigall bewohnt mit Vorliebe auwaldartige Landschaften, Parks und Buschwälder. Sie ist überwiegend rötlichbraun gefärbt, mit kräftig kastanienbraunem Schwanz. Beide Geschlechter sind gleichgefärbt. Der Sprosser unterscheidet sich durch dunkleren Schwanz und kräftige "Wölkung" auf der Brust.
Der Nachtigallengesang ist einer der abwechslungsreichsten Vogelgesänge, er ist bei Tage wie auch nachts zu hören. Er besteht aus hart schmetternden Strophen, die mit klagend flötenden Weisen abwechseln. Wo Nachtigallen vorkommen, hört man sie!
Das Nest wird meist gut versteckt am Boden gebaut. Die 4-6 Eier wirken einfarbig olivbraun glänzend. Nur das Weibchen brütet. Brutdauer 13-14 Tage. Nach etwa weiteren 2 Wochen verlassen die Jungen das Nest. Sie sind im Jugendkleid auf der Brust kräftig gefleckt. In Mitteleuropa normalerweise nur eine Brut im Jahr; im Mittelmeerraum kommen auch Zweitbruten vor.
Nachtigallen ernähren sich von Insekten und deren Larven sowie im Herbst auch von Beeren.