Rotkehlchen wohnen auch im Ofenrohr

"Wenn Sie aber einem Rotkehlchen eine Freude machen wollen", sagte der Mann vom Vogelschutz, dann stiften Sie ihm ein Stück Ofenrohr.

So um die 30 bis 40 Zentimeter lang. Und dieses Ofenrohr machen Sie in etwa einem halben Meter Höhe in einer Fichtendickung an den unteren Zweigen am Stamm fest, waagerecht natürlich, damit kein Wasser hineinlaufen kann. Sie werden sehen, dass das Ofenrohr seine Wirkung tut. Sie können im April kontrollieren, ob das stimmt."

Vögel
Rotkehlchen

Es hat gestimmt. Das Rotkehlweibchen brütete im Ofenrohr in einem Nest aus dürren Laubblättern, Moos, Halmen und einer Auspolsterung mit Würzelchen und Haaren. Fünf weißliche Eier mit rötlichen Punkten lagen im Nest.

Wenn das Weibchen brütete, war das Männchen oft in der Nähe und sang auf einem Zweig, nur wenige Meter vom Ofenrohr entfernt. Im "Brehm" las ich, dass das Rotkehlchen-Weibchen etwas blasser in den Farben sei als das Männchen; bei diesem Paar hier war die Färbung vollkommen gleich, wie es auch im allgemeinen der Fall ist. Man konnte die Geschlechter nur an dem verschiedenen Gebaren erkennen.

Vor allem bei der Balz. Da kann sich das Männchen nicht genug tun mit seinem scharfen "Schnickerikik", das wiederholt wird und auch trillernd klingt. Obwohl man die Rotkehlchen "Erdsänger" nennt, setzt sich das Männchen zum Singen am liebsten auf einen hohen Zweig, aufgerichtet, die Brust wie ein Rekrut beim Kommando "Stillgestanden" durchgedrückt, die Flügel und den Schwanz etwas hängen lassend. Es singt wie ein Oratorien-Tenor, sehr ernsthaft, feierlich und würdig; sein Lied ist mit vielen Konsonanten durchsetzt, manchmal perlend. Doch ist die Grundstimmung - menschlich empfunden - eher schwermütig.

Ist ein Weibchen in der Nähe, stellt das Männchen den Gesang ein und zeigt sich in mehr turnerischen Darbietungen:

Es streckt seinen Körper völlig aufrecht, reckt Kopf und Schnabel himmelwärts, klappt mit seinem Schwanz nach Rotschwanzart, knickst auch bisweilen und lässt zwischen den Stellungen immer wieder ein gurgelndes Gezwitscher aus der Kohle, die nach vorn gedrückt wird. Die bevorzugten Konzertstunden sind am frühen Vormittag und am Abend.