Zwergdommeln rennen der Beute nicht nach
Was fressen Zwergdommeln (von "essen", wie es Herr Grzimek gern formuliert haben mochte, kann man nach der Würgeszene nicht mehr sprechen)?
Nun, auch da gibt es eine Liste. 53 untersuchte Dommelmägen aus Ungarn enthielten 24 Wasserwanzen, 16 Landkäfer. 14 Schwimmkäferlarven, 13 Fische, sieben Frösche, je sechs Schwimmkäfer und Maulwurfsgrillen, fünf Libellen, vier Libellenlarven, zwei Spinnen und einen Molch. Dazu Reste von Kleinsäugern, Eidechsen und Crustaceen (Krebstieren).
Wie alle Reiher, so biegen auch die großen und kleinen Dommeln beim Flug den Hals zu einem "S" auf, etwa wie den hochgewölbten Bug einer Caravelle. Störche oder Löffler, auch Ibisse fliegen dagegen mit langgestrecktem Hals und hintausgestreckten Beinen wie Bleistifte mit Flügeln. Reiher, zu denen die Dommeln in näherer Verwandtschaft gehören, flattern nicht mit schnellem Flügelschlag. Eher rudern sie etwas mühevoll, was recht gemächlich aussieht, durch die Luft. Auch die Jagdweise ist bei den Reihern, seien sie groß oder klein, einheitlich geregelt. Man rennt einer Beute nicht nach, sondern betätigt sich als Jäger auf dem Anstand; man sticht mit dem nahezu unfehlbaren Schnabelflorett nach vorbeischwimmender oder vorbeipaddelnder Beute, sei es Fisch oder Frosch, und auch jedes Wasserinsekt wird aufgenommen.
In der wissenschaftlichen Literatur sind bis jetzt nur wenige Beobachtungen von der Jagdweise einer Zwergrohrdommel verzeichnet. Wir wissen, dass sich die kurzbeinigen Zwergdommeln im seichten Wasser vorsichtig Bein vor Bein vorwärts bewegen und die Beute dabei mit leicht geöffnetem Schnabel fassen - nicht etwa aufspießen wie die Schlangenhalsvögel. Vor allem aber betreibt die Zwergdommel "Anwartejagd". Sie sitzt ruhig auf einem Ast oder Pflanzenstengel dicht über der Wasseroberfläche und packt die Beutetiere, die in ihre Nähe kommen. Dabei ist es interessant zu beobachten, wie die Zwergdommel langsam den Hals langmacht, um dann plötzlich zuzustoßen.