Ein Bild im Jugendstil
Eine kurzlebige Ausnahme gilt für den Jugendstil. Ludwig 11., der bizarre Bayernkönig, verhalf dem Pfau auf seinen Schlössern zu neuer Bedeutung.
Altdeutsches und Orientalisches gaben sich ein buntes Stelldichein. Ein Jugendstilbild gibt dem Pfau mit gefalteter Schleppe wieder, einsam auf einer exotischen Wiese stehend - unter einem Baum, dessen Blätter zu Pfauenaugen stilisiert erscheinen. In einer Bibelillustration aus jener Zeit hat Esther einen Mantel aus Pfauenaugen um sich ausgebreitet. Und eine kleine Porzellanfigur zeigt eine Inderin mit Pfau ...
Damit ist die künstlerische Darstellung des königlichen Tiers in sein Ursprungsland zurückgekehrt. Der Weg in den Westen und Norden war ein Weg in die Fremde gewesen.
Der Ire Sean O'Casey hat 1924 ein Theaterstück, "Juno und der Pfau", geschrieben, in Anspielung auf das Lieblingstier der römischen Göttin. Aber man staunt nicht schlecht, wenn man erfährt, dass Juno eine wackere Irin ist und der Pfau ihr versoffener, großmäuliger Ehepartner. Mit seinen Worten verabschiedet sich auch der Verfasser dieser kulturgeschichtlichen Bemerkungen über den Pfau:
"Ich sag' dir, die ganze Welt ist in einem schrecklichen Bruchzustand!"