Im Dorf läutet es öfter als anderswo

Nicht selten habe ich ungewollt die Bauern drunten im Dorf und draußen auf dem Feld irritiert: Wenn ich unter der Glocke durchschlüpfte (und dies war oft notwendig), konnte es geschehen, dass ich mit dem Kopf oder mit den Geräten an den unteren Glockenrand bumste. In der Zeit schlug es im Dorf viel öfter "Viertel nach" als anderswo.

Storch
Vögel

Inzwischen flogen die Störche hinaus zu den Hecken am Dorfrand, suchten Reiser und dürre Zweige. Kunstvoll flochten sie mit dem Schnabel das Baumaterial in den Nestrand, denn die Herbst- und Winterstürme sowie Schnee, Eis und Regen hatten das Nest zerzaust und beschädigt. Schließlich holten die Vögel dürres Gras zum Auspolstern der Nestmulde.

Ende April legte die Störchin ihr erstes Ei, zwei Tage später ein zweites. Nach einer Woche lagen vier Eier im Nest, und die Störchin begann zu brüten. Unterdessen sorgte das Storchenmännchen auf den Wiesen für den eigenen Magen. Von Zeit zu Zeit kehrte es ins Nest heim und löste die Störchin beim Brüten ab, damit auch sie Nahrung suchen konnte.

Ende Mai, nach mehr als dreißig Tagen geduldigen Brütens (und geduldigen Wartens im Glockenstuhl), war es soweit: Die Schale des ersten Eies zerbrach, ein kleines Störchlein zwängte sich aus der Hülle. Nach ein paar Tagen waren die vier Jungstörche geschlüpft; die Störchin saß behutsam auf ihren Jungen und wärmte sie. Denn die kleinen Störche haben nur einen dünnen Flaum, und um den Schornstein wehte es kühl.

Unterdessen stelzte Vater Storch am Flussufer auf und ab und suchte nach Nahrung. Frösche, Mäuse und Blindschleichen - das normale Storchenfutter - wären zu große Happen für die kleinen Schnäbel. Deshalb suchte er nach Heuschrecken, Würmern, kleinen Fischen und Kaulquappen, Raupen und Käfern.