Klappern gehört zum Handwerk
Wer liebt nicht den Storch und sein Nest auf Türmen oder dem Dach alter Häuser? Merkwürdig, dass wir dennoch alles tun, um ihn endgültig aus unseren Gegenden zu vertreiben.
Obwohl wir dem Storch das Leben schwer machen, werden wir nicht müde, das Lob des glückbringenden Vogels zu singen. Ja, wir dichten ihm allerlei an, doch wird der Tag kommen, wo der Storch seine weiteste Verbreitung auf Postkarten findet und er selbst in der Natur nicht mehr zu sehen sein wird. Seltsam, wie sentimentale Tierliebe des Menschen mit Grausamkeit gepaart ist.
Wenn wir das historische Loblied auf den Storch singen, so beginnen wir mit den Ägyptern, die glaubten, die jungen Störche würden aus Dankbarkeit ihre alten Eltern versorgen. Auch in der Bibel wird der Storch im Buch Hiob als fromm bezeichnet. Aristophanes hat diesen Glauben durch seine Komödie "Die Vögel" in Griechenland verbreitet. Woher kommen solche Vorurteile, denen wir heute noch Glauben schenken? Wahrscheinlich daher, dass wir an sich richtige Beobachtungen - in diesem Fall über das Verhalten der Störche in der Brutzeit - falsch auslegen und sie nach unserem eigenen Maßstab beurteilen. So kommt es zu der mehrfach festgestellten "Vermenschlichung" der Tiere.
Andere Beobachtungen, die sich auf das Verhältnis von Mensch zu Tier beziehen, werden von den Alten richtig wiedergegeben und muten dann sehr modern an. So soll nach Aelian eine gute Seele aus Tarent in Unteritalien einen jungen Storch gesundgepflegt haben, der sich bei seinen ersten Flugversuchen verletzt hatte. Der Storch kam im nächsten Frühjahr zurück, erkannte seine Wohltäterin wieder, flog auf sie zu und begrüßte sie so.
Allgemein ist schon bei den Juden des Alten Testaments der Storch ein willkommener Gast. In Teilen Griechenlands war es bei Todesstrafe verboten, Störche zu töten. Ähnlich war es auch in einigen mohammedanischen Ländern. Das führte im 19. Jahrhundert zu einer seltsamen Blüte des nationalen Fanatismus: Als die Griechen sich von der Unterdrückung durch die Türken befreiten, war in ihren Augen der Storch durch den Schutz, den er bei den Moslems genossen hatte, so sehr zum "Türkenvogel" geworden, dass sie ihren Türkenhass auf den Vogel übertrugen und es ihn büßen ließen.