Zoologisches Stichwort
Kaiseradler
Der Kaiseradler (Aquila heliaca) gehört zur Familie Greife (Accipitridae) in der Ordnung Greifvögel (Falconiformes). Er ist ein großer Adler, nur wenig kleiner als der Steinadler (Aquila chrysaetos). Er wird etwa 80 Zentimeter lang und ungefähr drei Kilogramm schwer. Seine Flügelspannweite beträgt ungefähr zwei Meter. Vom Kaiseradler unterscheidet man zwei geographische Unterarten: den Östlichen Kaiseradler (Aquila heliaca heliaca), der im südöstlichen Europa und in Asien zu Hause ist, und den Spanischen Kaiseradler (Aquila heliaca adalberti), der auf der Iberischen Halbinsel und in Marokko lebt. Die letztgenannte Unterart ist heute extrem bedroht. Man schätzt den Gesamtbestand auf etwa 30 Brutpaare, wobei das Brutvorkommen in Marokko vielleicht bereits erloschen ist. Der Spanische Kaiseradler ist im Alterskleid durch schneeweiße Schultern gekennzeichnet, bei denen sich das Weiß bis zum Flügelbug erstreckt. Die östliche Form hat in der Schultergegend höchstens weiße Flecken. Ansonsten sind Kaiseradler oberseits dunkelbraun mit gelblichweißem Hinterkopf und Nacken, von dem sich der dunkle Scheitel deutlich abhebt. Die Unterseite ist schwärzlich. Die Jungvögel sind überwiegend lehmfarben, wobei die Spanier meist rötlicher, die Osteuropäer gelblicher sind. Wie alle echten Adler haben Kaiseradler bis zu den Zehen befiederte Füße.
Der Kaiseradler bewohnt offenes Gelände mit einzelnen Bäumen und Baumgruppen oder aufgelockerte Waldungen, auf der Iberischen Halbinsel vor allem Korkeichenbestände, die an offenes Gelände anschließen.
Der Horst wird auf Bäumen gebaut und oft mehrere Jahre hintereinander benutzt. Das Gelege besteht aus ein bis drei weißlichen, etwas braun gefleckten Eiern, die überwiegend vom Weibchen etwa 43 Tage lang bebrütet werden. Die Dunenjungen sind weißlich. Sie werden von beiden Eltern gefüttert. Nach etwa zwei Wochen brechen die ersten Federn durch, und mit 35 bis 40 Tagen ist das Jugendgefieder nahezu komplett. Mit etwa 60 Tagen fliegen die Jungadler aus, kehren aber meist noch zum Nächtigen auf den Horst zurück. Vielfach kommen ein bis zwei Junge zum Ausfliegen. Der Kannibalismus im Horst ist nicht so stark ausgeprägt wie beim Steinadler. Trotzdem kämpfen Nestlinge manchmal heftig miteinander. Mit fünf bis sechs Jahren tragen die Vögel das Alterskleid. Bis dahin gibt es die verschiedensten Übergangskleider, in denen einzelne Vögel bereits zur Brut schreiten.
Die Nahrung besteht aus Säugetieren bis Hasengröße, Reptilien, Vögeln und gelegentlich aus Aas. In den Steppengebieten Osteuropas machen Kaiseradler häufig Jagd auf Ziesel. In Spanien jagen sie mit Vorliebe Kaninchen, Perleidechsen und mittelgroße Vögel wie Rothühner und Rallen.