Sie fischen im Halbkreis

Wir verabreden mit Sacharenku eine erste Fahrt, um die Umgebung zu untersuchen und einen geeigneten Platz für unser Zeltlager zu finden.

Pelikane
Das Donaudelta in Rumänien ist nicht der einzige Platz in Europa, wo man noch Pelikane beobachten kann. Aber es ist wohl der bekannteste. Auch heute, nachdem große Teile dieses Deltas touristisch erschlossen sind und die Pelikane sich dadurch tiefer in die Wildnis zurückgezogen haben, gibt es dort noch sehr viele dieser Vögel. Sie stehen in den Ländern, die an das Delta angrenzen unter strengstem Naturschutz, und in diesen Ländern wird bei solchen Verordnungen nicht gespaßt. Man darf also hoffen, dass die Pelikane dort auf absehbare Zeit eine sichere Heimat haben, wo sie ungestört leben können.
Vögel

In der schmalen, einbaumähnlichen Lotca geht es ins Delta hinein, eine fast 500 000 Hektar große urweltliche Landschaft, ein unwegsames Labyrinth aus Seen und Wasserläufen, schwimmenden Inseln, sumpfigen Weiden- und Pappeldschungeln, Ulmen- und Eichenwäldern auf sandigen Gründen und einem bis zu fünf Meter Höhe aufschießenden, undurchdringlichen Schilfdickicht. Bootsbreite Kanäle ziehen sich hindurch, die Straßen der Fischer zu ihren Fangplätzen. Unglaublich vielfältig ist die Vogelwelt, mehr als 300 Arten treiben hier ihr Wesen.

Sacharenku stakt das Boot geräuschlos auf eine offene Wasserfläche zu. Da fischt eine größere Gruppe von Pelikanen, die sich in zwei Jagdverbände gegliedert hat. Eine leicht geschwungene Halbkreislinie bildend, schwimmen sie auf das Ufer zu und treiben die Fische vor sich her ins Seichte. Am Schilfsaum entlang nähern wir uns ihnen auf etwa 50 Meter. Damit sind wir entschieden zu weit gegangen. Die "Wächter" haben uns entdeckt, treten unruhig hin und her, lüften die mächtigen Schwingen. Schon fliegen die ersten platschend auf. Wenig später sieht man den Schwarm hoch oben kreisen und nach ungestörten Jagdgründen Ausschau halten. Es ist erstaunlich, was die so plump am Uferrand dahin watschelnden Vögel für elegante Schwimmer und meisterhafte Flieger sind!

Am Ostufer des Murighiolsees haben wir einen Zeltplatz ausgemacht. Von hier führen kleine Ausflüge mit dem Schlauchboot ins Schilf. Es ist nicht ganz ungefährlich, denn wer hier die Orientierung verliert, kann lange suchen, bis er auf ein Pfahlbaudorf oder eine Cherhana (Fischerhütte) trifft. Größere Unternehmen in Sachen Pelikan starten wir lieber mit den Fischern zusammen.

Einmal machen wir uns auf, die Brutplätze zu suchen. Es ist Ende Juni. Im April sind die Pelikane aus den Winterquartieren am Nil zurückgekehrt. Nach sechswöchiger Brutzeit ziehen sie nun am überreich gedeckten Tisch ihre Jungen groß. Im Oktober begeben sie sich auf den langen Flug zurück in den Süden.