Möglichkeiten, Uhus einzubürgern
Dr. Claus König hat sich als damaliger Leiter der Vogelschutzwarte Baden-Württemberg intensiv mit den Methoden der Uhu-Wiedereinbürgerung befasst. Er unterscheidet drei Möglichkeiten.
Erstens: Befindet sich in einem Revier noch ein wildes Uhu-Männchen, stellt man an geeigneter Stelle eine etwa 4 x 3 x 2 m große Voliere auf, in die ein erwachsenes Uhuweibchen gesetzt wird. Am besten geschieht das im Herbst oder im zeitigen Frühjahr, wenn das Männchen in der Vorbalz oder in der Hauptbalz ist und eifrig ruft. Bald wird ihm das in der Voliere sitzende Weibchen antworten. Sobald das Männchen versucht, das Weibchen durch das Gitter hindurch zu füttern, ist der Zeitpunkt gekommen, wo man den Käfig öffnet. Selbstverständlich ist das Weibchen vorher schon an das Schlagen lebender Beute gewöhnt worden. In der ersten Zeit wird das Männchen das freigelassene Weibchen füttern, doch ist es empfehlenswert, noch eine Zeitlang weiterhin Futter anzubieten. Dieser Weg ist in Südwürttemberg, im Harz, im Weserbergland und in der Eifel beschritten worden; in jedem Fall hielten die Uhupaare nach der Freilassung engen Kontakt.
Zweitens: Will man erwachsene Uhus in einem Gebiet einbürgern, in dem keine freilebenden Exemplare vorhanden sind, geschieht das Aussetzen ähnlich wie bei Methode eins, doch bringt man jetzt aneinandergewöhnte Uhupaare in die Ausbürgerungsvoliere und lässt nach einer Eingewöhnungszeit von ein bis zwei Wochen das Weibchen frei. Dieses wird sich in der Umgebung der Voliere, in der das Männchen sitzt, aufhalten und Stimmkontakt halten. Unterstützt wird die Bindung an die Voliere auch durch ausgelegtes Futter. Nimmt das Weibchen dieses Futter an, so kann man nun auch das Männchen freilassen. Beide Uhus werden nach wenigen Wochen, während derer sie noch ausgelegte Nahrung annehmen, verwildern. Dieses Verfahren hat König mehrmals im Südschwarzwald angewandt.
Drittens: Im oberen Donautal wurde, wie ich selbst mehrfach beobachten konnte, nach folgender Methode verfahren. Im Garten des Forsthauses Klett im Ort Hausen wurden in mehreren Volieren Uhupaare gehalten, deren Nachzucht über Jahre hinweg für die Aussetzungsaktionen verwendet wurde. Da Junguhus nicht im Revier ihrer Eltern heimisch werden, sondern stets abwandern, hatte es keinen Sinn, sie an den Aussetzungsort binden zu wollen; man setzte also das Uhu-Elternpaar von seinen Jungen getrennt in eine (verborgen und geheimgehaltene) Aussetzungsvoliere in einem Seitental der oberen Donau und ließ die Jungen, nachdem sie auf das Schlagen lebender Beute trainiert worden waren, frei. Die Junguhus nahmen noch eine Zeitlang Futter an und blieben im Stimmkontakt mit den Altvögeln, dann verwilderten sie allmählich.
Aus Bayern ist noch eine erfolgreiche Methode bekanntgeworden, die allerdings nur in Einzelfällen angewendet werden kann. Man setzte dort noch nicht flügge, in der Gefangenschaft erbrütete Junguhus in die Horste wildlebender Uhus. Schon nach wenigen Stunden wurden diese Jungvögel von den erwachsenen Wilduhus angenommen und gefüttert. Man kann mit dieser Methode die Nachwuchsrate eines Eulenpaares künstlich erhöhen - dort, wo es die Verhältnisse, vor allem auch das Nahrungsangebot, zulassen.